Hafenrundfahrt bei Nacht in Hamburg

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Die Hafenrundfahrt ist ja für den Hamburg-Urlauber ein absolutes Pflichtprogamm. Wer schon öfter im Hamburger Hafen mit der Barkasse zwischen den großen Pötten herumgeschippert ist, der kennt die großen Namen wie Kapitän Prüsse, Barkassen-Meyer und Abicht. Dicht an dicht liegen die Barkassen an den St. Pauli Landungsbrücken und warten auf den Hafen-gierigen Touristen.

„Hummel Hummel“ meine Damen und Herren, Deerns und Jungs!

Große Hafenrundfahrt ab den Landungsbrücken. Lichterfahrt zur Speicherstadt. Hafenrundfahrt kompakt zur Köhlbrandbrücke und zu den Container-Terminals. Matjesfahrt nach Glückstadt. Cruise Days. Begleitfahrten „QM 2“. Stadtrundfahrt. 826. Hafengeburtstag 2015. Große Einlaufparade. Große Feuerwerksfahrt. Große Auslaufparade.

Das Programmangebot ist vielfältig und auf Plakaten mit dem Megaphon und auf den Webseiten der Anbieter erinnert der stark extrovertierte Tonfall an die Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt. Zurückhaltung ist nicht die Art des Hanseaten wenn es ums Geschäft geht. „Chartern Sie diese Barkasse!“ und „Chartern Sie diesen Raddampfer!“ tönt es bei Kapitän Prüsse. Wer hier eine gemütliche Herzlichkeit vermisst, dem soll man vor Augen halten, dass diese offensive Art es den hiesigen Kaufleuten über die Jahrhunderte ermöglicht hat, ihrer Vaterstadt schöne Stätten wie die Elbphilharmonie oder die Hamburgische Staatsoper zu schenken. Alles hat eben seinen Preis.

Mors mors sagen wir und steigen ein.

Lichterfahrt: bei Nacht durch die Speicherstadt

Die Lichterfahrt zur Speicherstadt und durch den beleuchteten Hamburger Hafen ist eine Tour mit der Barkasse, die man sich romantischer nicht vorstellen kann. Der „steife Dialekt“ des Käpt’ns am Mikro erinnert leider denn doch ein bisschen an den touristische Hintergrund. Gerade jetzt, wo ein ruhiges Schippern durch die Fleete – Arm in Arm mit der oder dem Holden – das warme Licht an den Backsteinwänden hätte besser genießen lassen. Während sich also der selbsternannte Storyteller bemüht, hat die Dunkelheit schon Einzug gehalten und senkt ihr düsteres Kleid auf die altehrwürdigen Häuser der Speicherstadt hernieder. Es ist schon nach sieben als die Barkasse die Landungsbrücken verlässt und an dem Museumsschiff Rickmer Rickmers vorbeituckert und Kurs auf den Sandtorkai nimmt. Die „Cap San Diego“ lassen wir ebenfalls links liegen und nähern uns dem Kehrwiederfleet.

Hinter den manchmal sieben Stockwerke hohen Backsteinwänden der Lagerhäuser in der Speicherstadt lagerten früher Kaffee, Teppiche und allerlei andere Waren aus aller Herren Länder. Heute beherbergt die Speicherstadt hinter den historischen Fassaden Büros und Museen (Speicherstadt-Museum und Spicy’s Gewürzmuseum) und natürlich manch optischen Leckerbissen wie das Miniatur Wunderland und Hamburg Dungeon – welche man jedoch von der Barkasse aus leider nicht einsehen kann. Aber dafür gibts ja die Stadtrundfahrt mit den schönen Doppelstockbussen.

Während die Barkasse das Fleet durchmisst, sieht das durch die Phantasie ermutigte Auge wie Kolonnen von Arbeitern hier früher Waren entladen und mit den Kränen in die Etagen der Speicherhäuser gehieft haben. Wer hat schon eine Vorstellung davon, was es bedeutet, Tausende von Tonnen Ware mit kleinen Schiffen in die Speicherstadt hineinzufahren, zu entladen und in den Lagerhäusern unterzubringen.

Während hier in früheren Jahrhunderten stets mehr als genug Arbeit für den Hamburger zu finden war, hat sich das Bild mit Einführung der Container und der Automatisierung beim Be- und Entladen der Schiffe verändert. Auf der Rückfahrt aus der Speicherstadt zu den Landungsbrücken erhält man eine kleine Vorahnung von den Dimensionen wenn man an Containerterminals vorbeifährt und sich fast furchtsam in der Barkasse duckt, wenn man die Piers passiert oder die alleine schon fünf Meter hohe und nur dank der Entladung des Schiffs sichtbaren Bugnase eines Schiffsriesen neben sich sieht. Hoffentlich hustet der Ozeandampfer nicht. Die losbrechenden Wellen würden die Barkasse rasch verschlucken und nimmer hergeben.

1,5 h Barkassenfahrt zu den schönsten Ecken im Hamburger Hafen

Ein wenig Seefahrerromantik hat man sicher tanken können und nach anderthalb Stunden – so lange dauert die Rundfahrt, je nach Anbieter – ist es denn auch genug und man sehnt sich nach etwas wärmendem, etwa einem steifen Grog oder einer heissen Fischsuppe. Kleinen Tipp gefällig? Gerne doch: die Dübelsbrücker Kajüt in der Elbchaussee 303 in Finkenwerder ist ebenso gut wie ausgebucht. Eine Reservierung muss sein (040 / 828787) ein Besuch aber auch.

Wer also am Abend noch etwas See tanken möchte der sollte sich zur nächtlichen Hafenrundfahrt oder Lichterfahrt an den St. Pauli Landungsbrücken einfinden. Etwas Kleingeld reicht nicht; die geschäftstüchtigen Hanseaten bitten schon kräftig zur Kasse. Mit 20 Euro per Person und mehr darf man rechnen. Sei’s drum. Es ist ja für nen guten Zweck. Die Hamburger lieben ihre Stadt und sorgen dafür, dass man sich dort wohlfühlt.

Gruppenreise: separate Barkasse buchen

Wer mit der Abteilung einen kleinen Betriebsausflug machen möchte, der … zählt am besten erst mal durch. Ab vierzig Personen kann man eine Barkasse buchen und ist dann ganz unter sich. Das sorgt dann schon für eine gute Stimmung und wenn der Chef im letzten Monat nicht brav war, dann kann man ihn gleich mal kielholen…


Bildnachweis: © unsplash.com – Hide Obara

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