Das UNESCO-Welterbekomitee hat während seiner aktuellen Sitzung in Riad, Saudi-Arabien, 13 neue Stätten zum Erbe der Menschheit erklärt. Diese Stätten repräsentieren eine breite Vielfalt von Kulturlandschaften, historischen Stätten und archäologischen Gebieten aus verschiedenen Teilen der Welt. Zu den bemerkenswertesten Neuaufnahmen zählen das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt, Ringburgen aus der Wikingerzeit in Dänemark und die Kulturlandschaft Tr?onde?k-Klondike in Kanada. Außerdem wurden zwei bereits bestehende Welterbestätten erweitert, um ihre Bedeutung und ihren kulturellen Wert weiter zu würdigen.
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Symbiotisches System ermöglicht nachhaltige Landnutzung
Die Kulturlandschaft von Gedeo in Äthiopien wurde aufgrund ihrer beeindruckenden Megalithdenkmäler und ihrer lebendigen indigenen Agroforstwirtschaft zum UNESCO-Welterbe erklärt. In dieser Landschaft bieten ausgewachsene Bäume der Nahrungspflanze Ensete einen Schutz vor ungünstigen Wetterbedingungen, während darunter weitere Nutzpflanzen gedeihen. Dieses symbiotische System der Landnutzung ist ein herausragendes Beispiel für Effizienz und Nachhaltigkeit. Die Kulturlandschaft von Gedeo ist somit ein bedeutender Beitrag zum Erbe der Menschheit.
Die Kulturlandschaft von Gedeo in Äthiopien ist ein außergewöhnliches Beispiel für effiziente und minimalinvasive Landnutzung. Dieses symbiotische und ökologisch nachhaltige System sichert den Lebensunterhalt von mehr als einer Viertelmillion Menschen und erstreckt sich entlang der Ostflanke des äthiopischen Hochlandes. Die Kulturlandschaft umfasst beeindruckende Megalithdenkmäler und ist ein bedeutendes Zeugnis der indigenen Agroforstwirtschaft.
In den alten Teewäldern des Jingmai-Berges in Pu?er (China) wird seit über tausend Jahren nachhaltiger Teeanbau betrieben. Die Blang- und Dai-Völker haben diese Kulturlandschaft gestaltet und dabei die spezifischen Bedingungen des Bergökosystems und des subtropischen Monsunklimas berücksichtigt. Der traditionelle Unterholzanbau alter Teebäume war nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern auch eng mit Zeremonien und Festen verbunden, bei denen die Tee-Ahnen verehrt wurden.
Die alten Teewälder des Jingmai-Berges in China sind ein bemerkenswertes Beispiel für nachhaltige Landnutzung. Über tausend Jahre hinweg haben die Blang- und Dai-Völker diese Landschaften geformt, die aus Teeanbaugebieten mit alten Hainen, Plantagen, Wäldern und Dörfern bestehen. Diese Kulturlandschaften repräsentieren nicht nur eine traditionelle Methode des Teeanbaus, sondern auch eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur, bei der die natürlichen Ressourcen geschützt und respektiert werden.
Der Unterholzanbau alter Teebäume in der Kulturlandschaft berücksichtigt gezielt die spezifischen Bedingungen des Bergökosystems und des subtropischen Monsunklimas. Dieses traditionelle Anbaumuster ist ein beeindruckendes Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft. Die Kulturlandschaft verdeutlicht die Bedeutung des Tees für die lokale Kultur und Wirtschaft und zeigt, wie Menschen in anspruchsvollen Umgebungen erfolgreich Landwirtschaft betreiben können.
Einflussreiches Beispiel für die Wikingermacht unter Harald Blauzahn
Die Ringburgen Aggersborg, Fyrkat, Nonnebakken, Trelleborg und Borgring in Dänemark sind bedeutende historische Stätten, die militärische Architektur aus der Wikingerzeit repräsentieren. Unter der Herrschaft von Harald „Blauzahn“ Gormsson wurden diese Burgen nach einem einheitlichen Design gebaut, um wichtige Land- und Seewege auf der Halbinsel Jütland sowie auf den Inseln Fünen und Seeland zu kontrollieren.
Die Ringburgen Aggersborg, Fyrkat, Nonnebakken, Trelleborg und Borgring waren Teil einer beeindruckenden militärischen Architektur, die während der Herrschaft von Harald „Blauzahn“ Gormsson in der Wikingerzeit errichtet wurde. Obwohl sie nur für kurze Zeit aktiv waren, sind sie ein herausragendes Beispiel für die Zentralisierung der Wikingermacht. Ihr Einflussgebiet erstreckte sich über Norddeutschland, Dänemark, Südschweden und Norwegen und überwachte wichtige Land- und Seewege.
Erfurt: Zeugnis jüdischer Blütezeit und Verfolgung
Das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt umfasst die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus. Diese Gebäude sind ein einzigartiges Zeugnis für die jüdische Sakral- und Profanarchitektur des europäischen Mittelalters. Sie zeigen, wie sich die jüdische Gemeinde in Erfurt an die Mehrheitsgesellschaft angepasst hat und räumlich und sozial integriert war. Die Architektur und die erhaltenen Details dieser Gebäude bieten einen Einblick in das Alltagsleben und die kulturellen Traditionen der jüdischen Gemeinschaft.
Das Ensemble in Erfurt ist ein beeindruckendes Zeugnis der einst blühenden jüdischen Gemeinde in der Stadt. Es besteht aus der Alten Synagoge, der Mikwe und dem Steinen Haus. Gleichzeitig erinnert es jedoch auch an das schreckliche Schicksal, das die Gemeinde durch die Pest und die Pogrome erlitt.
Die Hyrkanischen Wälder wachsen weiter
Die persische Karawanserei im Iran umfasst mehr als 50 Gasthäuser entlang der historischen Handelsrouten. Diese architektonischen Meisterwerke zeigen eine Vielfalt an Stilen und Baumaterialien und repräsentieren die Entwicklung des persischen Karawanensystems über verschiedene Epochen hinweg. Die Karawansereien boten Reisenden Unterkunft, Wasser und Nahrung und spielten eine wichtige Rolle im Handel und kulturellen Austausch entlang der Seidenstraßen.
Koutammakou – Land der Batammariba ist eine Kulturlandschaft, die sich über Togo und Benin erstreckt. Sie zeigt die traditionelle Landnutzung und die einzigartige Architektur der Batammariba im Atacora-Massiv. Die Wohngebäude der Batammariba sind aufgrund ihrer Konstruktion, Raumaufteilung und symbolischen Bedeutung einzigartig. Die Erweiterung um die religiösen Zentren Koubonku und Koubentiégou in Benin unterstreicht die kulturelle Bedeutung dieser Landschaft.
Die Aufnahme der Stätten in das UNESCO-Welterbe bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Sie gewährleistet den Schutz und die Erhaltung dieser einzigartigen Orte, was dazu beiträgt, ihr kulturelles Erbe für zukünftige Generationen zu bewahren. Darüber hinaus erhöht die Anerkennung als Welterbestätte das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Orte und stärkt die Identität der betroffenen Gemeinschaften. Die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Welterbes kann auch den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung in der Region ankurbeln.
Die aktuellen Neuzugänge und Erweiterungen des UNESCO-Welterbes sind von großer Bedeutung für die Bewahrung und Anerkennung des kulturellen Erbes der Menschheit. Sie spiegeln die Vielfalt und Wichtigkeit kultureller, historischer und archäologischer Stätten weltweit wider. Die UNESCO und ihre Partner engagieren sich weiterhin aktiv für den Schutz und die Erhaltung dieser Stätten, um sie für zukünftige Generationen zu bewahren.